Zwischen 300 und 350 aufrechte Männer und Frauen fanden sich am 5. März, dem 69. Jahrestag der Zerstörung der sächsischen Stadt Chemnitz, zum ehrenhaften Gedenken ein. Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig, sowie ein so genanntes Bündnis Chemnitz Nazifrei riefen unterdessen zu politischem Missbrauch der Bombenopfer und kriminellen Blockaden auf. Bereits am Vortag prägte ein massives Polizeiaufgebot den Chemnitzer Stadtteil Kappel. Lastkraftwagen mit Absperrgittern, Einsatzwagen und sonstige Gerätschaften der Polizei sorgten für einen martialischen Anblick.
Der Marsch beginnt
Ab 18.00 Uhr sammelten sich die Teilnehmer auf dem Goetheplatz am Kapellenberg, wo eine Stunde später die Auftaktkundgebung begann. Der 1940 in Stockholm geborgene Per Lennart Aae richtete hier seine Worte an die Anwesenden. Im Fokus seiner Rede stand besonders der Aspekt der juristischen Auseinandersetzung mit den kriminellen „Protesten“ gegen Veranstaltungen des deutschen Widerstandes, welcher oft in Form vom rechtwidrigen Blockaden und gewalttätigen Ausschreitungen seinen Ausdruck findet. Im Anschluss wurde Aufstellung genommen und die Fackeln entzündet.
Über die Stollberger Straße bewegte sich der Fackelzug nun durch die Stadt. Fahnen und Kranzträger führten den Aufzug an, welcher von klassischer Musik, aber auch Zeitzeugenbeiträgen über den Lautsprecherwagen begleitet wurde. Am Straßenrand verfolgten neben den üblichen verhetzten Schreihälsen, welche mit elektronischer Musik und Sprechgesang die Chemnitzer Luftkriegstoten verhöhnten, etliche interessierte Bürger das Geschehen. Sie konnten sich an diesem 5. März, gänzlich abseits der Medien, ein eigenes Bild darüber formen, wer in Wahrheit die Toten unseres Volkes missbraucht und auf welcher Seite ein wahrhaftes Gedenken abgehalten wird.
Nach gut einem Kilometer bog der Marsch in die Irkustsker Straße ab, wo auf einer Kreuzung zur Zwischenkundgebung Aufstellung genommne wurde. Der parteilose Stadtrat aus Radeberg, Simon Richter, welcher zugleich auch Vertreter des Dresdner Aktionsbündnis gegen das Vergessen ist, sprach hier zu den Hintergründen und Stippenziehern des alliierten Luftterrors von damals bis heute.
Kinder als Schutzschild
Unterdessen hatte sich, trotz großräumiger Absperrungen und wie gewohnt unter den Augen der Polizei, in etwa 500 Metern Entfernung eine Blockade von etwa 400 Personen auf der Lützowstraße bilden können. Die Einsatzleitung der Polizei, hier vertreten durch einen Polizeioberrat, eröffnete der Versammlungsleitung nun, dass man diese Blockade zwar räumen könne, dies aber zu lange dauern würde. Weiterhin käme eine Räumung aus seiner Sicht nicht in Betracht, da sich neben als gewalttätig einzustufenden Personen auch Kinder in der Blockade befinden würden. Eine vorgeschlagene Umgehung der Blockade wurde mit der Begründung abgelehnt, dass die Einsatzkräfte darauf nicht vorbereitet wären und dies nicht die angemeldete Strecke sei. Man könne, so der Polizeioberrat weiter, die Versammlung entweder vor Ort auflösen, oder aber die bereits zurückgelegte Strecke zurückmarschieren. Auf die Nachfrage nach dem höher geordneten Einsatzleiter wurde nur noch auf den sächsischen Polizeipräsidenten verwiesen. Ein Fakt, welcher erneut deutlich aufzeigt, welche politischen Entscheidungen hier die Versammlungsfreiheit erneut aushebelten.
Kein Wunder also, dass Matthias Jobke, Sprecher des Bündnis Chemnitz Nazifrei, sich diesen, lediglich durch die Handlungsweise der Polizei zustande gekommenen, vermeintlichen „Erfolg“, selbst zuschanzen will. Seine erbärmliche Geisteshaltung jedoch offenbart sich im gleichen Atemzuge wenn er in einer Bündnis-eigenen Pressemitteilung verlautbart: „Mit dem Täterspurenmahngang, der an die nationalsozialistischen Verbrechen in Chemnitz erinnert hat, haben wir deutlich gemacht, dass für uns nicht das Gedenken an die Bombardierung sondern das Erinnern an die Täterschaft des nationalsozialistischen Chemnitz im Mittelpunkt steht“. Dass in Chemnitz kriminelle Antifaschisten offensichtlich so schwach sind, dass sie und ihre Gesinnungsgenossen auch noch wehrlose Kinder, das wertvollste gut unseres Volkes, als Schutzschild für ihr kriminelles Handeln missbrauchen, ist nur ein weiterer Beleg für die menschenverachtende Propaganda der Deutschlandhasser.
Ehrenhaftes Gedenken
Dass in Chemnitz auch an diesem 5. März ein ehrenhaftes Gedenken an die zivilen Luftkriegsopfer unter dem alliierten Bombenhagel möglich war, ist nicht zuletzt der hervorragenden Vorbereitung und Organisation der IG Chemnitzer Stadtgeschichte zu verdanken, welche sich seit Jahren um das Erinnern der Bombardierung am 5. März 1945 verdient macht. Eine ganze Aktionswoche begleitete im Vorfeld den Trauermarsch und schuf so den passenden Rahmen für eine kritische Auseinandersetzung mit den Folgen einer von imperialistischen und wirtschaftlichen Interessen geleiteten Politik auf Seiten der so genannten „westlichen Wertegemeinschaft“.
Zurück am Goetheplatz wurde ein letztes Mal Aufstellung genommen und der Dresdner Aktivist Maik Müller sprach einige abschließende Worte. Müller, der sich ebenso wie Richter im Dresdner Aktionsbündnis engagiert, griff scharf das Handeln der Chemnitz Oberbürgermeisterin an. Das am 5. März ein so genannter „Friedenstag“ abgehalten werde, während die geistigen Führer der Demokratie bis heute versuchen die freien Völker dieser Welt zu unterjochen und der Bombenterror gegen die Zivilbevölkerung dabei noch immer als offensichtlich probates Mittel eingesetzt wird, sei heuchlerisch und verlogen, so Müller. Gemeinsam wurden nun die Gefallenen der Heimatfront in die Reihen der Anwesenden zurückgerufen, bevor das diesjährige Gedenken in Chemnitz offiziell ausklang.